Von Babylon bis TikTok: Die wechselvolle Geschichte der Horoskope

Horoskope haben in fast vier Jahrtausenden einen erstaunlichen Wandel durchlaufen: von königlichen Staatsomen im alten Babylon über Geburtsbilder der hellenistischen Gelehrten bis hin zum digitalen Lifestyle‑Trend auf Instagram und TikTok. Dieser Überblick führt Schritt für Schritt durch die wichtigsten Stationen.

1 – Babylonien: Staatsorakel am Himmel

Bereits im 2. Jt. v. Chr. sammelten Priester in der Tontafelsammlung Enuma Anu Enlil knapp 7 000 Omen. Sie deuteten Planetengötter wie Marduk/Jupiter als Vorzeichen für Ernte, Krieg oder Wetterereignisse.[1]

Spätestens um 500 v. Chr. entstand der zwölfteilige Tierkreis (je 30°), das Fundament aller späteren Sternzeichen.[1]

2 – Ägypten: Dekane & der Aufgang des Sirius

Die Ägypter verbanden Sternbilder mit Tier‑ und Göttergestalten und nutzten den heliakischen Aufgang des Sirius als verlässlichen Kalenderpunkt für die Nilflut.[2]

Nach Alexanders Eroberung (332 v. Chr.) verschmolzen babylonische Planetenzyklen mit den 36 ägyptischen „Dekanen“ – der Schritt zum personenbezogenen Geburtshoroskop war getan.[3]

3 – Griechenland & Hellenismus: Das persönliche Horoskop

Der babylonische Priester Berossos gründete um 280 v. Chr. eine Astronomieschule auf Kos und machte Horoskope im Ägäisraum populär.[3]

Griechische Mathematiker teilten die Ekliptik exakt in zwölf Segmente und vergaben die bis heute bekannten Namen – festgehalten im Standardwerk Tetrabiblos von Ptolemaios (2. Jh. n. Chr.).[4]

4 – Rom & Spätantike: Horoskope für Kaiser und Legionäre

Römische Kaiser wie Augustus nutzten Horoskope zu Propagandazwecken, Hofastrologen wie Thrasyllus berieten Tiberius; sogar Legionäre ließen sich Geburtsbilder erstellen.[5]

5 – Islamisches Goldenes Zeitalter: Bewahrung & Innovation

Zwischen 8. und 10. Jh. übersetzten Gelehrte in Bagdad griechische Texte, verbesserten trigonometrische Methoden und erstellten präzise astronomisch‑astrologische Tabellen (Zījes).[6] [7]

Über Toledo und Sizilien gelangte dieses Wissen ab dem 12. Jh. nach Europa und prägte dort Universitätskurse und Medizin.

6 – Renaissance & Aufklärung: Vom Lehrfach zur „Pseudowissenschaft“

Noch im 16. Jh. war Astrologie an europäischen Universitäten Pflichtfach für Mediziner; ab 1650 verdrängten empirische Methoden und die neue Physik sie schrittweise aus der Akademia.[8]

7 – 20. Jahrhundert: Horoskope für die Massen

Am 24. August 1930 veröffentlichte der Sunday Express mit R. H. Naylor das erste Zeitungshoroskop anlässlich des Geburtstags von Prinzessin Margaret – der Start eines weltweiten Kolumnen‑Trends.[9]

8 – Digitalzeitalter: TikTok, Podcasts & „Mercury Retrograde“

Seit den 2010er‑Jahren erlebt Astrologie einen Boom auf Instagram, TikTok und Co.; Memes über „Mercury Retrograde“ und Influencer‑AstrologInnen erreichen Millionen.[10]

Fazit

Die Geschichte der Horoskope ist ein Spiegel kultureller Transfers und Umbrüche: von königlicher Staatskunst über akademisches Lehrfach bis zum digitalen Lifestyle-Accessoire. Wer heutigen Sternzeichendeutungen begegnet, blickt somit auf ein Erbe, das sich immer wieder an neue religiöse, wissenschaftliche und mediale Paradigmen angepasst hat – und gerade deshalb so langlebig ist.

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